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Weihnachten und Wintersonnenwende

Weihnachten und Wintersonnenwende

 

 

Feiert Ihr in den nächsten Tagen Weihnachten, Wintersonnenwende oder beides? Oder eine Mischung aus allem? Fällt es Euch auch so schwer, die Feste innerlich zu trennen? Warum ist das so? Holt uns an Weihnachten die christliche Kindheit wieder ein? Familientraditionen und Hexenkult stehen nebeneinander, scheinen sich zu vermischen.

 

 

Ich bin eine Heidin mit christlichen Wurzeln, eine Hexe, die vier Semester evangelische Theologie studiert hat, einige Jahre im Kirchenvorstand aktiv war, mal austrat aus der Kirche und irgendwann auch mal wieder eintrat… zunächst aus rein praktischen, beruflichen Erwägungen, dann mit zunehmender Stimmigkeit führe ich eine Doppelexistenz als halb Hexe, halb evangelische Christin.

 

 

In keiner Jahreszeit ist es für mich so spannend und schwierig zu gleich, mich zu entscheiden, bin ich Heidin, bin ich Hexe oder doch noch Christin, wie kurz vor Weihnachten. Kaum ein heidnisches Fest liegt so dicht an einem christlichen Hochfest wie Weihnachten und Wintersonnenwende.  Ostern und Frühlingstag-und-Nacht-Gleiche können auch zeitlich nahe liegen, kann aber auch viel Abstand sein.

 

 

Wintersonnenwende ist immer kurz vor Weihnachten und mit seiner „Mitten im Winter ein Licht“ Symbolik so ähnlich. Und es scheint nicht nur mir so zugehen. Da bieten Schamaninnen, die sonst zum Kontakt mit Eulen, Wölfen, Drachen und Erlen rufen, im Dezember auf einmal einen schamanischen Begegnungsabend mit Jesus an. Oder mit Engelenergie.

 

 

Viele Hexen, die ich kenne, feiern mit ihrem Frauenritualkreis erst die Wintersonnenwende und ein paar Tage später mit ihrer Familie Weihnachten… auch ich mache das seit vielen Jahren so. Was ist das Besondere an Wintersonnenwende? Ein Festgelage, ein üppiges Essen in dunkler Winternacht? Eine Feier des wiederkehrenden Lichts inmitten der tiefsten Dunkelheit des Jahres? An etwas glauben können, die Rückkehr des Lichts, das wir nur aus astronomischer Berechnung und Tradition wissen, aber draußen in der Natur überhaupt nicht erkennen können…?

 

 

Draußen ist es dunkel, unser Bedürfnis nach Schlaf, Erholung nimmt immer mehr zu. In unseren hessischen Breitengraden ist im Dezember selten schon Schnee, daher bestimmen eher Regen, Niesel- und Matschwetter die Stimmung. Wenig Lichtstunden. Eine befreundete Tierärztin sagte mir einmal, kein Tier schläft in dieser Jahreszeit so wenig wie der Mensch.  Ich spüre immer wieder, dass ich in dieser Jahreszeit viel Schlaf brauche, viel mehr, als in einem normal berufstätigen Leben möglich ist, und dass ich nach innen horchen will, mehr Zeit für mich brauche.

 

 

Dem steht entgegen ein hektisches Jahresendgerenne in derVor-Festzeit, Geschenke kaufen für Freundinnen und Familie, letzte Klientinnen und Patientinnen verabschieden, bis ich endlich Abwesenheitsnotizen einrichten und mir eine kleine Weihnachtspause gönnen kann.

 

 

Wie geht es Euch? Feiert Ihr Weihnachten, Wintersonnenwende oder auch beides? Oder eine Mischung? Tannengrün und Kerzen passen immer. Letztes Jahr hatte ich an Weihnachten ein Treffen mit Freundinnen, eine Jüdin, eine Muslima, eine Christin und zwei Heidinnen trafen sich. Ohne dass wir uns abgesprochen hatten, schenkten wir uns alle untereinander schöne Kerzen. Das Symbol des Glaubens in dunkler Zeit.

 

 

Während Weihnachten als Feier der Geburt Jesu eng mit der christlichen Lehre verbunden ist, hat es viele Elemente von Wintersonnenwende integriert wie das Tannengrün oder die Lichtsymbolik. Wir hatten in der Festvorbereitung zu Wintersonnenwende auch schon rege Diskussionen, welche Lieder wir singen wollten und was uns allen passend erschien.

 

Ich bin zum Göttinnenkult gekommen über die feministische Theologie. Erst hieß es „Gott, der Du uns Vater und Mutter bist“ und „Geistin“ und irgendwann wollte ich den Schritt gehen und Göttin sagen.  Doch ein evangelisch-christlicher Kern in mir ist geblieben. Ich merke es daran, dass ich nicht über alle Witze über Jesus herzhaft lachen kann und dass mir ein paar christliche Werte erhalten geblieben sind. Manchmal gehe ich in einen Gottesdienst, auch wenn es mir nach 30 Jahren aktiven Hexenlebens ein fremder Ritus geworden ist. Es ist eben mein Kinderglaube, mein Kindheitsgott, und den trage ich genauso noch in mir wie die Erfahrung eines langen Hexenlebens… Manchmal ist es auch nur ein Feiertagsessen mit Freunden und Freundinnen oder Familie.

 

 

Was auch immer Ihr feiert in den kommenden Tagen, ich wünsche Euch ein Licht in dunkler Zeit. Und wenn Euer altes  Jahr viele dunkle, schwere Stunden hatte, dass Ihr es gut abschließen könnt, Mut findet, und Menschen um Euch habt, die mit Euch feiern, Essen und Trinken und Kerzen brennen lassen.

 

 

Unser Frauenritualkreis in Frankfurt nimmt zu Lichtmess noch neue Frauen auf. Ihr könnt Euch zu einem Kennenlerntreffen am 4.1.2020 gerne noch bei mir anmelden.

 

 

Merry Meet,

 

Monika Molitor