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Warum ich keine gute Onlinehexe bin....

Warum ich eine gute Onlineastrologin, aber keine richtige Onlinehexe bin…

 

 

In meinem Leben als öffentlich erreichbare und sichtbare Internethexe und Autorin begegnen mir immer wieder Zuschriften, die ich nicht bedienen kann und bedienen werde.  Immer wieder werde ich z.B. wegen Liebeszaubers angeschrieben. Es wäre mir ein Leichtes, ein Set mit zwei aromatisierten Kerzen, einer Kurzanleitung und einem kleinen Rosenquarz zu versenden. Dazu ein bisschen Hokuspokus, manche verlangen 350 bis 500 Euro dafür. Ohne Garantieleistung, versteht sich. Mein Mann fragt mich immer wieder mal, warum ich das nicht mache. Ich könnte doch gutes  Geld damit verdienen?!

 

 

Es widerstrebt mir. Für mich hat Frauenspiritualität etwas mit einer spirituellen Suche, mit dem Vertrauen in die Göttin und in den Lauf der Natur zu tun. Ich will kein Set aus zwei aromatisierten  roten Kerzen teuer verkaufen, wenn jede Frau es sich selbst machen kann. In der Frauenspiritualitätsbewegung geht es um die spirituelle Ermächtigung jeder Frau, sich mit der Natur, mit der Göttin und der göttlichen Kraft in ihr zu verbinden,  Rituale zu erschaffen und durchzuführen. Frauen selbst zu ermächtigen, Rituale durchzuführen, erscheint mir die weitaus sinnvollere Aufgabe.

 

 

Ich glaube nicht an den Liebeszauber nach Hexe Thea und es war eine schwere Prüfung für mich, dass mir mein Verlag für mein erstes Junghexenbuch ausgerechnet von ihr für die 1. Auflage ein Vorwort aufzwang. Ich glaube, dass es in der Macht der Göttin liegt, ob sich eine Liebe entwickelt, und dass ich zwar beten kann, aber wenig befehlen und erzwingen kann.  Der religiöse Mensch bittet, der magische Mensch befiehlt. Ich glaube, ich bin in meinem tiefsten Inneren mehr religiös als magisch geprägt geblieben.

 

 

Ich glaube auch nicht, dass 150 Frauen gleichzeitig in einem Onlinekurs zu Hexen oder weisen  Frauen ausgebildet werden können, glaube aber wohl, dass das ein sehr gutes Geschäftsmodell sein kann. Die Frauen, die mich ausgebildet haben, waren lebensbejahende, mutige Gestalten. Wir standen jahrelang an den Jahreskreisfesten gemeinsam am Feuer, wir haben Anrufungen und Lieder und Tänze geübt, wir haben zusammen Blödsinn gemacht und geweint, getrommelt und gelacht.  Wir haben gestritten, miteinander gerungen, Höhen und Tiefen durchlebt. Wir haben uns übers Jahr mit dem Leben und der Natur verbunden und durchs Leben begleitet. Die herzliche Wärme einer Ritualschwester, die mit mir am Feuer steht oder in meiner Wohnung räuchert, kann kein Onlinekurs ersetzen.

 

 

Ich habe Bücher geschrieben für junge Menschen, da ich wollte, dass in dem ganzen Markt aus Hexenzauber, Junghexenmagie mit Zaubersprüchen und ähnlichem auch ernsthafte Bücher zu lesen sind. Ich erlebe, dass viele Zuschriften im Sande verlaufen, wenn ich ehrlich schreibe, ich bin Psychologin und würde ihnen eher eine Psychotherapie empfehlen. Eine Frau, die bei mir in der astrologischen Beratung war, beschwerte sich bitterlich über diesen Hinweis und sagte, sie wäre nie gekommen, wenn sie gewusst hätte, dass ich auch Psychologin bin.

 

 

Ich schreibe online über Brauchtum, Frauenrituale und über Tagesastrologie. Das ist etwas, was ich online gut kommunizieren kann. Wer es lesen mag, liest es, wer nicht will, lässt es. Das ist etwas, was ich verantworten kann. Es ist ein Hobby, ich mache das in meinem eigenen Tempo. Und ich habe der einen oder anderen auch mal auf dem Fernwege ein Horoskop zugeschickt. Aber ich bevorzuge den persönlichen Kontakt. Ich halte auch sehr wenig von dem ganzen Telemedizinhype, der jetzt gerade aufkommt. Ich bevorzuge den persönlichen Kontakt, den Händedruck, die Umarmung, den warmen, offenen Blick, den Augenkontakt, die haltende Hand.

 

 

 Ich glaube nicht an Wunderheilung per Fernbehandlung und ich glaube nicht an Tarotkarten Ziehen per Mouseklick am Computer. Ich muss die Karten in der Hand spüren, sie anhauchen und persönlich mischen. Ich betreibe auch keine Entfluchungen. Denn mir tun die Menschen, die sich verflucht fühlen, oft eher leid, weil sie sich meistens in den Gedanken verrennen. Wohl habe ich schon öfter astrologische Beratung angeboten, da diese Menschen oft schwere Transite haben.

 

 

Wahrscheinlich verdiene ich deswegen mein Geld eher als Psychologin und weniger als Onlinehexe. Ja, ich beneide Onlinehexen mit 20.000 Followern, die jeden Mist verkaufen können und deren Kurse von 150 Frauen gebucht werden, denn sie haben wohl weniger finanzielle Sorgen als ich. Ich glaube, dass das wenig mit altem Wissen, aber sehr viel mit modernen Medien zu tun hat. Aber ich beneide nicht die Frauen, die an solchen Kursen teilnehmen und viel Geld dafür bezahlen, anstatt ermutigt zu werden, einen Ritualkreis in der Nähe zu suchen oder zu gründen. Das ist zwar mühsamer, aber meist heilsamer, lehrreicher und preiswerter.

 

 

Frauenritualkreise sind oft chaotisch, wild, übermütig, in der Dynamik nicht immer leicht zu steuern, aber wenn der Rauch des Feuers dich umweht oder alle gemeinsam auf Reise gehen in die anderswelt, und nur eine über das Feuer oder die Tommel wacht, dann weiß ich, wofür ich es mache. Wenn ich abends heimkomme nach einem guten Frauenritual, gesättigt von leckerem Essen, meine Kleidung stinkt nach Rauch, meine Haare sind irgendwie wirrer und röter als sonst, ich habe getanzt, gesungen und gelacht, dann weiß ich, ich folge dem richtigen Pfad.

 

 

Und wenn es Euch auch so geht, dann teilt und liked den Artikel oder schreibt einen Kommentar, damit ich sehe, dass ich damit nicht alleine bin.

 

 

Merry meet, ob online oder in meinem Kreis oder in meiner Praxis,

 

Monika Molitor